headerDefault

Ventilspiel

Für die einwandfreie Funktion des Dieselmotors ist u.a. von besonderer Wichtigkeit, dass genügend Frischluft und die vorgeschriebene, möglichst fein verteilte Menge Kraftstoff zum richtigen Zeitpunkt in den Verbrennungsraum gelangen.

Die Zuführung der Frischluft zum richtigen Zeitpunkt ist nicht zuletzt von den Ventilöffnungszeiten und dem Ventilspiel abhängig.
Läuft ein Dieselmotor nicht einwandfrei, oder ist er repariert worden, kann es sein, dass man das Ventilspiel erneut einstellen muss. Dazu muss man:

1. die Einstelldaten kennen,
2. verschiedene Dinge bei den Einstellarbeiten beachten (auf sie wird nachstehend hingewiesen).

Um die Zusammenhänge richtig zu erfassen, vorab eine kurze Erläuterung über Sinn und Zweck der Ventilsteuerung.

Die Ventilsteuerung
Genauso wichtig wie die Ausbildung des Verbrennungsraumes für den Ablauf der Verbrennung ist die Steuerung der während des Ansaugtaktes in den Arbeitszylinder einströmenden Frischluftsäule und der während des Auspufftaktes aus dem Arbeitszylinder ausströmenden verbrannten Gase.
Wir wollen uns zunächst vor Augen führen, welche Teile des Motors zum Öffnen und Schließen der Ein und Auslassventile gehören und wie sie betätigt werden.
Auf der Kurbelwelle ist ein Zahnrad aufgeschrumpft oder aufgekeilt, welches das auf der Nockenwelle sitzende Steuerrad antreibt. Da die Ventile durch die gleichmäßig auf der Nockenwelle verteilten Nocken Ge 1 Nocke für jedes Ventil) im Verlauf eines Arbeitsspieles (Ansaugen, Verdichten, Arbeiten, Ausstoßen das sind zwei Kurbelwellenumdrehungen) je einmal geöffnet und geschlossen werden, muss die Drehzahl der Kurbelwelle zur Drehzahl der Nockenwelle im Verhältnis 2:1 untersetzt werden, d.h., Durchmesser und Zähnezahl des Kurbel- und Nockenwellenzahnrades müssen so abgestimmt sein, dass sich die Nockenwelle bei zwei Umdrehungen der Kurbelwelle nur einmal dreht.
Geöffnet werden die Ventile (bei Motoren mit hängenden Ventilen, wie sie ausschließlich in Schleppermotoren Verwendung finden) durch auflaufen des Nockens gegen den Stößel, der seinerseits über die Stößelstange den Kipphebel betätigt, mit dem das Ventil geöffnet wird.
Läuft der Nocken vom Stößel wieder ab, so drückt die zwischen den mit konischen Halbkeilen gesicherten Ventilteller und den Zylinderkopf gepresste Ventilfeder das Ventil auf den Ventilsitz.

Das Ventilspiel
Alle Teile des Motors dehnen sich im Betrieb je nach

Temperatursteigerung und je nach Werkstoff mehr oder weniger aus. Außerdem treten an den Übertragungsteilen der Motorsteuerung Längenänderungen durch Verschleiß auf. Damit die Einlass- und Auslassventile bei allen Betriebszuständen schließen können, wird zwischen Ventil und Kipphebel Spiel vorgesehen. Das Spiel ist vom Motorenhersteller genau vorgeschrieben und muss mit Rücksicht auf den durch das dauernde Aufschlagen des Kipphebels auf den Ventilschaft und des Ventiltellerkegels auf den Ventilsitz auftretenden Verschleiß bei warmem oder kaltem Motor Ge nachdem, wie es der Motorhersteller vorschreibt) in gewissen Zeitabständen nachgestellt werden.
Das Ventilspiel muss genau eingehalten und kontrolliert werden.

Zu kleines Ventilspiel bedeutet, dass die Ventile bei betriebswarmen Motor nicht ganz schließen könnten. Dadurch entsteht Kompressionsverlust. Das hat zur Folge, dass die heißen Verbrennungsgase zwischen Ventil und Ventilsitzring hindurch blasen. Dieser Vorgang führt dazu, dass der Ventilsitz und das Ventil verbrennen. Ein großer Leistungsabfall ist die Folge.

Zu großes Ventilspiel kann zur Folge haben, dass die Ventile zu früh schließen und sich dadurch die unter Druck stehenden Verbrennungsgase nicht rechtzeitig entspannen, was eine ungenügende Spülung des Zylinders von den Abgasen und schlechte Neubefüllung mit Frischgasen zur Folge hat. Dies hat ebenfalls sehr starken Leistungsverlust zur Folge

Einstellen des Ventilspiels
Hierbei muss man die Einstellvorschrift des Herstellers beachten, ob er die Einstellung bei kaltem oder warmem Motor vorschreibt. Die Angaben sind unbedingt zu beachten.
Das Ventilspiel wird an den Kipphebeleinstellschrauben folgendermaßen verstellt:

1- Die Sechskantmuttern (b) an der Kipphebeleinstellschrauben der beiden einzustellenden Ventile lösen.
2- Fühlerlehre von der vorgeschriebenen Dicke zwischen Kipphebel und Ventilschaft (e) schieben.
3- Die Kipphebelleinstellschraube (a) soweit lösen/anziehen, bis sich die Fühlerlehre saugend herausziehen und wieder
hinein schieben lässt.
4- Die Einstellschraube festhalten und die Sechskantmutter mit einem Schraubenschlüssel anziehen.
5- Abschließend muss das Spiel nochmals kontrolliert werden. Lässt sich die Fühlerlehre nicht saugend einschieben
und herausziehen, hat sich wahrscheinlich beim Anziehen der Kontermutter die Einstellschraube verdreht. In
diesem Fall muss das Einstellen nochmals vorgenommen werden.

Ventilstellung
Zum Einstellen des Ventilspiels müssen beide Ventile

des entsprechenden Zylinders geschlossen sein. Diesen Zustand erhalten die Ventile, wenn sich der jeweilige Zylinder am Ende des Verdichtungstaktes oder am Anfang des Arbeitstaktes befindet. Um diese Ventilstellung zu erreichen, dreht man den Motor so lange von Hand durch, bis sich beide Ventile gleichzeitig bewegen (Ventilüberschneidung). Wenn dies der Fall ist, muss der Motor weitere 360° Grad weitergedreht werden (eine Kurbelwellenumdrehung). Nun müssen die Ventile geschlossen sein. Dies lässt sich überprüfen, indem man die Stößelstange (c) von Hand drehen oder den Kipphebel minimal bewegen kann.

Bei Mehrzylindermotoren muss das Spiel selbstverständlich an jedem einzelnen Zylinder eingestellt
werden.

Bei einem 4-Zylinderreihenmotor wird Zylinder 1 eingestellt, wenn sich Zylinder 4 in der Ventilüberschneidung (VÜ) befindet (Zylinder 2 einstellbar bei VÜ von Zylinder 3) und umgekehrt (Zyl.1 VÜ ZylA einstellbar/Zyl.2 VÜ Zyl.3 einstellbar.)

Bei 2- und 3-Zylindermotoren ist diese Reihenfolge nicht möglich!

ventil

Nach lösen der Kontermutter (b) kann das Ventilspiel (t) durch drehen der Einstellschraube (a) eingestellt werden.

Dieter Rath